Hans Scholl

* 22. September 1918 in Ingersheim, heute Deutschland
† 22. Februar 1943 in München, heute Deutschland

Hans Scholl (c) Daniel von Alkier

Hans Scholl

Hans Scholl war ein deutscher Widerstandskämpfer und Gründungsmitglied der Weißen Rose.

Hans Scholl wuchs zusammen mit seinen drei Schwestern Inge, Elisabeth und Sophie sowie dem Halbbruder Ernst in Forchtenberg, Ludwigsburg und Ulm auf. Seine Mutter Magdalena – eine ehemalige Diakonisse – und sein Vater Robert legten Wert auf eine Erziehung auf der Grundlage protestantischer Werte.

Scholl entdeckt seine homosexuellen Neigungen früh und lebt diese auch mit dem jüngeren Freund Hans Futterknecht aus, den er später als seine „große Liebe“ bezeichnete. 1933 trat Scholl in die Hitlerjugend ein. Scholls Weltbild war bis Ende 1937 noch stark nationalsozialistisch geprägt. Hans Scholl wurde vom Sondergericht Stuttgart unter anderem wegen Verbrechen nach Paragraph § 175 angeklagt – die Anklage wurde jedoch fallen gelassen, da „das Verhalten des damals 17-jährigen Angeklagten als jugendliche Verirrung eines sonst anständigen und auch geschlechtlich normal empfindenden Menschen angesehen“ wurde.

Erst 2018 wurden Selbstzeugnisse Scholls ausgewertet, die seine Schwester Inge lange zurückgehalten hatte; darin schreibt Scholl über die Auswirkungen des Stuttgarter Prozesses, der eine Krise aus Scham und Demütigung bei ihm auslöste.

Ob es tatsächlich dieses Erlebnis war, das Scholl letzten Endes in den Widerstand führte, oder ob es vielmehr seine Rückbesinnung auf die christlichen Werte der Kindheit waren, ist historisch umstritten. Mittlerweile Student der Medizin in München gründet er mit seiner Schwester Sophie 1942 die Widerstandgruppe Die Weiße Rose, die insgesamt sechs Flugblätter verbreitet, mit denen sie zum passiven Widerstand gegen das NS-Regime aufruft; das vierte Flugblatt endet etwa mit den Worten: „Wir schweigen nicht, wir sind Euer böses Gewissen; die Weiße Rose lässt Euch keine Ruhe!“ Die Flugblätter verfasste Scholl zusammen mit seinem engen Freund Alexander Schmorell.

Am 18. Februar 1943 wurde Scholl vom Hausmeister der Universität entdeckt, als er zusammen mit Sophie das sechste und letzte Flugblatt verteilte. Sie wurden an die Gestapo ausgeliefert und vier Tage später im Gefängnis München-Stadelheim hingerichtet. Hans Scholls letzte Worte sollen „Es lebe die Freiheit!“ gewesen sein.

Hans Scholl war schwul.

 

"Nicht: Es muß etwas geschehen,
sondern: Ich muß etwas tun."
Hans Scholl

Daniel von Alkier

Daniel von Alkier

Daniel von Alkier studiert Freie Kunst in der Klasse für Malerei und Zeichnung bei Katrin Plavčak an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Zuvor schloss er sein Studium der Kunstgeschichte an der Universität Stuttgart ab.

Zu Beginn der Corona-Pandemie stellte sich für den Künstler die Frage nach einer Alternative zur Arbeit im Atelier der Akademie. Material sowie der Platz für die Malerei, wie er sie bis zu diesem Zeitpunkt betrieb, fehlten im häuslichen Umfeld, sodass eine weniger aufwändige Technik gefragt war. Die Lösung befand sich ungenutzt in einer Schublade: Linolschnitt-Werkzeug.

Innerhalb von eineinhalb Jahren entstand die 100-teilige Serie „Epos“, bei der im Postkartenformat die Eindrücke der Zeit, aber auch das Arbeiten mit der neuen Technik an sich thematisiert wurden. Nach der Rückkehr ins Atelier an der Akademie begann er dann die Grenzen der Technik weiter erkundet werden, was am Ende zu einem malerischen Umgang mit der Grafik im Mittel- bis Großformat in Form von Druckcollagen führte.

Während dieser Zeit entstanden auch die Linolschnitte zu Hans Scholl und Adele Spitzeder. Bereits als die ersten Motive des „Epos“ entstanden, setzte sich Daniel von Alkier, selbst ein queerer Künstler, mit Queerer Sichtbarkeit auseinander, und als das Projekt 100% MENSCH auf ihn zukamen, fiel schnell der Entschluss, ein Teil der Ausstellung zu werden. Hans Scholl weckte, als bekannter Name der deutschen Geschichte, zuerst das Interesse. Trotz Scholls Bekanntheit, war dem Künstler der queere Hintergrund Scholls unbekannt, weshalb er sich dazu entschloss für die WAPOC ein Portrait des Widerstandskämpfers zu fertigen. Zum Linoldruck kam hierbei noch Digitaldruck hinzu, mit dem der Hintergrund für das Portrait hergestellt wurde. Um den Kopf herum und durch die freien Flächen des Linoldrucks erkennt man die Flugblätter der Weißen Rose als Faksimile.

Adele Spitzeder war dahingegen ein eher unbekannterer Name, doch ist sie nicht weniger interessant. Die lesbische Frau installierte das weltweit erste dokumentierte Ponzi-System. Ein Schneeballsystem mit hohen Zinsversprechung und betrog so zahllose Menschen in München und Umgebung um einen Betrag von heute umgerechnet fast 400 Millionen Euro. Ihre Opfer stammten dabei vor allem aus den ärmeren Schichten. Ihr Betrug war einer der Auslöser der Gründerzeitkrise und mit ursächlich für die Installation der Bankenaufsicht.

ie Vita Adele Spitzeders weckte, trotz des verbrecherischen Tuns, das Interesse Daniel von Alkiers und er beschloss nach Hans Scholl auch Adele Spitzeder ein Portrait für WAPOC zu widmen.

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