Roberta Cowell
* 8. April 1918 in London, heute Vereinigtes Königreich
† 11. Oktober, 2011 in London, heute Vereinigtes Königreich
Roberta Cowell
Roberta Elizabeth Marshall Cowell war eine britische Kampfpilotin im 2. Weltkrieg und Rennfahrerin. Nach ihrer Geburt wurde sie dem Geschlecht „männlich“ zugewiesen.
Mit sechzehn Jahren trat Cowell der Royal Air Force bei. Sie begann eine Ausbildung zur Pilotin. Da sie unter Kinetose (Luft- bzw. Reisekrankheit) litt, musste sie die Ausbildung jedoch abbrechen. Cowell studierte Ingenieurswissenschaft am University College London. Dort lernte sie Margarete Zelma Carpenter kennen, die sie später heiratete. Außerdem stieg Cowell in den Motorsport ein und gewann 1936 ihr erstes Rennen. Drei Jahre später nahm sie am Antwerpener Grand Prix teil. Nach Beginn des 2. Weltkriegs wurde Roberta Cowell einberufen und flog in der Luftaufklärung. Bei einem Flug über Deutschland wurde ihr Flugzeug abgeschossen. Sie wurde festgenommen und verbrachte fünf Monate in einem Kriegsgefangenenlager.
1948 trennte sich Cowell von ihrer Frau und den zwei Töchtern. Nach der Trennung begann sie, Östrogen zu nehmen und als Frau zu leben. Sie lernte Michael Dillon kennen, einen trans Mann, der als Arzt arbeitete. Obwohl eine solche Operation zu dieser Zeit in Großbritannien verboten war, konnte Cowell ihn überreden, ihre Hoden zu entfernen. Nach dem Eingriff ließ sie sich von einem Gynäkologen bestätigen, dass sie intersexuell sei. Dank dieser Bestätigung erhielt sie eine neue Geburtsurkunde, in der ihr Geschlecht als „weiblich“ eingetragen wurde. Aufgrund des „weiblichen“ Geschlechtseintrags durfte Cowell fortan nicht mehr am Grand Prix teilnehmen.
Nachdem sich Cowell einer genitalangleichenden Operation unterzogen hatte, verkaufte sie ihre Geschichte an die Zeitschrift Picture Post. Durch die umfassende Berichterstattung fiel es ihr schwer, eine feste Anstellung zu finden. Sie war zwar weiterhin im Motorsport aktiv, zog sich jedoch weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Roberta Cowell war die erste trans Frau in Großbritannien, die sich körperangleichenden Operationen unterzog. Sie selbst beschrieb sich jedoch als intergeschlechtlich.
Das Portrait Roberta Cowell wurde von Anne Bengard speziell für die Ausstellung bei der Fraport AG Frankfurt geschaffen. Das Originalwerk wurde dem Vorstand des Fraport zur Vernissage am 13. Mai 2019 übergeben.
"It‘s easier to change a body
than to change a mind."
Roberta Cowell
Anne Bengard
Anne Bengard wurde 1988 in Leipzig geboren.
Schon im Alter von 9 Jahren zog sie in eine kleine Küstenstadt im Südwesten Englands bevor sie 2007 nach London ging, um Performance Design an der renommierten Central Saint Martins Hochschule für Kunst und Design zu studieren .
Zur gleichen Zeit begann sie als Set-und Eventstylistin zu arbeiten und wurde Teil der bunten Alternativszene des Londoner Nachtlebens. Unter anderem gehört sie zum Ensemble des weltweit größten und ältesten Fetischclubs „Torture Garden“. Schon in frühen Jahren wurde sie so mit der Kreativität, der Selbstdarstellung und dem offenem, tolerantem, aber vor allem respektvollem Umgang in der Clubszene vertraut. Diese Erfahrungen bilden heute ihre Grundwerte, die sich in ihrer Arbeit abbildet: sich Vorurteilen und Ängsten bewusst zu sein, zu hinterfragen und sich ihnen offen entgegen zu stellen.
Angespornt von einer beabsichtigten Ironie und einem spielerischen Sinn für Humor, bedienen sich Anne‘s Arbeiten der Ideen und der Gegenüberstellungen von Angst, Erotik und dem Grotesken. Mit ihren provokanten aber auch sinnlichen Bildern möchte sie eine sofortige Reaktion oder Empfindung im Betrachter hervorrufen.
Seit ihrer Rückkehr nach Berlin im Jahr 2014 hat sich Anne auf figurative, großformatige Pop-Aquarell-Porträts spezialisiert, die gesellschaftliche Normen, Trends und Vorurteile untersuchen.
Dem Betrachter möchte sie so für eine uneingeschränkte und kritische Auseinandersetzung mit ihren Grundeinstellungen gewinnen.
Im Jahr 2016 wurde sie als eine von 13 weiblichen Protagonisten, die in männlich dominierten Berufen arbeiten, ausgewählt in Jennifer Rostocks Musikvideo „Hengstin“ aufzutreten. Damit unterstreicht sie ihre Ansichten zur Gleichstellung, Toleranz und der Förderung des kritischen Selbstbewusstseins sowie der Reflektion von Gedanken und Handlungen.
Bild: Anne Bengard